Person Johannes Driendl

Königsberg ist seit 1945 wie das ehemalige nördliche Ostpreußen russisch. Das jetzige Kaliningrad ist nach Kalinin, einem russischen Politiker und langjährigen Kampfgefährten Stalins benannt. In Königsberg lebte der größte deutsche Philosoph Immanuel Kant. Er ist dort geboren und dort gestorben. Wladimir Putin nennt Kant sein Vorbild, er hat nach seinem Bekunden auch dessen berühmten Aufsatz „Zum ewigen Frieden“ gelesen. Er hat mit Gerhard Schröder einen Kranz am Grab Kants, „unseres gemeinsamen Mitbürgers“ (Putin) niedergelegt. Er ließ das Wohnhaus Kants auf eigene Kosten renovieren, die Universität heißt „Russische staatliche Universität Immanuel Kant“, er lässt Kant ins Russische übersetzen, er bereitet auch die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag Kants am 22. April 2024 vor. Kant, der in Königsberg mit 80 Jahren starb, kann sich gegen seine Vereinnahmung durch Putin nicht wehren. Würde Kant heute leben, wäre er ein erbitterter Gegner von Putin. Daher ist es notwendig, Kant eine Stimme zu geben. Es ist auch notwendig, die beiden Fragen zu beantworten: „Was lässt Putin von Kant übrig?“ und „Was lässt Kant von Putin übrig?“ Es ist geboten, die Werke Kants aus den verstaubten Regalen herauszuholen, zumal seine Gedanken an Aktualität nichts eingebüßt haben. Kant war, wie Karl Marx es zutreffend gesehen hat, die deutsche Ausgabe und das deutsche Gegenstück zur Französischen Revolution. War es dort eine Massenbewegung, so stand Kant allein auf weiter Flur und vertraute allein seiner Vernunft. Er forderte eine friedliche Revolution. Er verwarf jeden Angriffskrieg als verbrecherisch. Sein Mut und seine Gedanken zur Würde des Menschen, die höher steht als jeder Staat, haben mich zeitlebens tief beeindruckt. Daher habe ich auch über die Würde des Menschen in der Philosophie von Immanuel Kant promoviert.