
Der Dichter betreibt hier so etwas wie die Renaturierung der künstlichen Idiome der Wissenschaften und in der neuen Lieferung insbesondere auch der literarischen Tradition. Die harten Regeln der Sinnzuweisung in den Sondersprachen
unseres arbeitsteiligen Alltags setzen das weiche Naturgesetz eines ebenso ursprünglichen wie spontanen Einklangs voraus, der allen Reimschemata noch vorausliegt: die heilige Hochzeit von Olm und Molch.
—Patrick Bahners, FAZ
Wie kein Zweiter verknüpfte Stolterfoht mit seinem ersten „Fachsprachen“-Band aus dem Jahr 1998, von dem jetzt der fünfte vorliegt, Philosophie, Wissenschaft und Poesie. Vor allem Fragen der Logik und der Linguistik trieben ihn um, namentlich das Werk Gottlob Freges. Entstanden sind die „Fachsprachen“ zugleich aus dem Geist der lyrischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts, vom Dadaismus bis zu Oskar Pastior. Über die Jahre aber hat sich Ulf Stolterfoht von der engen Bindung an die komplexe „Fachsprache“ eines Gottlob Frege gelöst. Seine Gedichte sind (noch) spielerischer geworden und kreisen
dabei immer wieder, auf stets sehr überraschende Weise, ums Schreiben selbst – ohne das von Christian Metz diagnostizierte „poetische Denken“ allzu ernst zu nehmen: „matsch, der sich am/ flachen ende eines denkens bildet – das
sind wesentlich wir. stimmt doch, oder?“
— Tobias Lehmkuhl, Süddeutsche Zeitung