Neobiota der deutschen Nord- und Ostseeküste 2022 | Eingeschleppte Arten in deutschen Küstengewässern | ISBN 9783948918064

Neobiota der deutschen Nord- und Ostseeküste 2022

Eingeschleppte Arten in deutschen Küstengewässern

Buchcover Neobiota der deutschen Nord- und Ostseeküste 2022  | EAN 9783948918064 | ISBN 3-948918-06-6 | ISBN 978-3-948918-06-4
Inhaltsverzeichnis 1

Neobiota der deutschen Nord- und Ostseeküste 2022

Eingeschleppte Arten in deutschen Küstengewässern

Die vorliegende Studie behandelt 159 Taxa der Makrofauna und Makroflora, die in der Literatur und in Internetdateien als nicht-heimisch oder unklaren Ursprungs (kryptogen) für deutsche Küstengewässer angegeben werden. Die Recherche basiert im Wesentlichen auf 1345 Publikationen sowie nationalen und internationalen Internet-Datenbanken und -seiten und wird durch persönliche Beobachtungen ergänzt. Von den 159 für die Nord- und Ostseeküste benannten Taxa können 122 als eingeschleppt und etabliert gelten. Weitere 22 Neobiota traten nur temporär auf oder konnten keine Populationen begründen. Bei 12 Taxa ist zweifelhaft, aber nicht auszuschließen, dass sie von außerhalb eingeschleppt wurden. Drei Arten sind irrtümlicherweise verzeichnet worden. Von den an Nord- und Ostseeküste etablierten Neobiota stammen 40 % aus dem pazifischen Raum, 22 % von westatlantischen Küsten, 17 % aus dem ponto-kaspischen Raum, 5 % aus übrigen Gebieten und bei 16 % ist die Herkunft unbekannt. Von den 122 etablierten Neobiota gehören 30 % zur Brack- und Süßwasserfauna. Die Anzahl neobiotischer Taxa ist an der Nordseeküste mit 98 höher als an der Ostseeküste (65). Dabei sind insbesondere marine Makroalgen, Moostierchen und Manteltiere in der Nordsee artenreicher vertreten, während sich in der Ostsee besonders ponto-kaspische Amphipoden und Schwebegarnelen etablieren konnten. Bei nur 9 Neobiota wird eine Ankunft schon vor dem 20. Jahrhundert angenommen. Im letzten Jahrhundert kamen 48 und im 21. Jahrhundert bisher 65 Neobiota hinzu. Dieser hohe Anteil seit 2000 kann zum Teil mit der Zunahme der Schiffstransporte erklärt werden, aber auch mit dem gezielten Monitoring zu eingeschleppten Arten und der damit wachsenden Aufmerksamkeit und taxonomischen Expertise. Von den 108 Taxa aus Nord- und Ostsee können 70 als eingeschleppt gelten, sind etabliert oder wurden in jüngster Vergangenheit nachgewiesen. Weitere 11 Neobiota sind nicht oder waren nur temporär etabliert (ausgestorben). Von den 16 kryptogenen Arten ist die überwiegende Zahl etabliert (13).
Elf Arten wurden entweder fälschlicherweise für deutsche Gewässer angenommen, es handelt sich nicht um eingeschleppte Arten im eigentlichen Sinn oder ihr Status ist derzeit unklar.
Lediglich sieben Arten werden nach heutigem Kenntnisstand starke ökologische oder ökonomische Auswirkungen an deutschen Küsten zugeschrieben.
Weitere 35 Neobiota werden genannt, die in den Küstengewässern anderer Nord- und Ostsee-Anrainerstaaten vorkommen und mit deren Einwanderung in deutsche Küstengewässer in nächster Zeit zu rechnen ist.