Von Tieren von Franz Dodel | ISBN 9783952419243

Von Tieren

von Franz Dodel, illustriert von Chantal Meng
Buchcover Von Tieren | Franz Dodel | EAN 9783952419243 | ISBN 3-9524192-4-9 | ISBN 978-3-9524192-4-3
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Literaturverliebte Menschen

„Keine Frage: Von Tieren, von Franz Dodel, ist ein kluges, ein belesenes Buch. Es ist ein in
seiner Leichtigkeit tiefsinniges Buch, das wirkt, als sei es im Nebenher entstanden, und
vielleicht gerade deshalb berührt. Aber es ist ein kurzes Buch.
Siebzehn Tierporträts sind in dieser Kürze enthalten, siebzehn Reflexionen und Meditationen
über siebzehn Tiere, anhand derer der Autor dem Leser vor Augen führt, was diesen Tieren
durch die Weltliteratur im Laufe der Jahrtausende zugemutet worden ist. Aber dadurch, dass Franz Dodel diesen Gang durch die tierische Literatur in persönliche Erinnerungen und Gedanken verzweigt, entsteht paradoxerweise ein delikates Labyrinth, aus dem der Leser nur herausfindet, wenn er seinen Blick vom Tier abwendet und auf sich selber richtet. Oder anders ausgedrückt: wenn er versucht, das Tier nicht mit seinen eigenen Augen, sondern sich selbst mit den Augen des Tieres zu sehen.
Es ist, wie gesagt, ein kurzes Buch, und daraus ergibt sich zwangsläufig, dass die darin
enthaltenen siebzehn Kapitel viel zu kurz sind. Erreicht man als Leser das Ende eines
Kapitels, will man das Ende nicht wahrhaben, man will weiterlesen, springt also zum
nächsten Tier, das sich mit noch weniger Zeilen zufriedengibt, und so weiter, bis es
schliesslich kein nächstes Tier mehr gibt, und man, noch ehe man ausser Puste ist, das Ende erreicht hat.
Der Mensch hat es sich im Laufe der Jahrtausende zur Gewohnheit gemacht, dem Tier seine eigene, die menschliche Moral aufzudrücken. Franz Dodel versucht mit grosser Sorgfalt und ebenso grossem Einfühlungsvermögen, den Tieren das Recht auf ihre eigene Moral
zurückzugeben. Und der Leser bleibt nach der Lektüre dieser siebzehn kurzen Tierporträts mit der Frage zurück, ob es nicht vielleicht an der Zeit wäre, sich darauf zu besinnen, dass auch er ein Tier ist. Um auf diese Frage eine angemessene Antwort zu geben, braucht es den langen Atem, den das Buch dem Leser erspart.
Markus A. Hediger

Von Tieren

von Franz Dodel, illustriert von Chantal Meng
Tiere sind die besseren Menschen, sie tun sich das Streben nach Unglück gar nicht an. Im Zusammenleben mit den Menschen gilt das aber nichts. Wenn dieser «Schwein» sagt oder «Esel», missbraucht er die Tiere, um über Mitmenschen seine Ressentiments auszuschütten. Dagegen hilft dem Esel keine Dienstfertigkeit und dem Schwein kein zarter Schinken. In seinem Büchlein Von Tieren denkt Franz Dodel über das Verhältnis von Tier und Mensch nach. Anhand von biblischen und antiken Quellen, die er mit persönlichen Erfahrungen garniert, hinterfragt er die alten Zuschreibungen und gelangt dabei zu schrägen, originellen Schlussfolgerungen. Hunde freuen sich, wenn Herrchen nach Hause kommt, nur weil sie wissen, dass die Menschen dies mögen und sie für solche Treuherzigkeit belohnen. Die Hummel fliegt langsam, weil sie alles genau betrachten will. Und für den faulen Löwen zählen nur die Sonnenuntergänge. Im Menschen erkennen der König und seine tierischen Untertanen bloss «eigenartige Wesen », die sich einfach nicht darauf besinnen können, «endlich richtige Menschen» zu sein. (bm) Viceversa 5 (2011) Jahrbuch der Schweizer Literaturen