Im Bann der Vergangenheit von Ellinor Wohlfeil | ISBN 9783956673689

Im Bann der Vergangenheit

von Ellinor Wohlfeil
Buchcover Im Bann der Vergangenheit | Ellinor Wohlfeil | EAN 9783956673689 | ISBN 3-95667-368-9 | ISBN 978-3-95667-368-9
„Im Bann der Vergangenheit“ ist der zweite Band der Familiensaga, die mit „Im Zwielicht der Zeit“ begann. Er kann jedoch als selbständiger Roman gelesen werden, man muss den ersten Band nicht kennen.
Nach dem autobiografischen Roman „Im Zwielicht der Zeit“, in dem Leben und Leiden einer Familie in den Jahren 1912 bis 1945 geschildert werden, legt die Autorin nun den abschließenden zweiten Teil mit dem Titel „Im Bann der Vergangenheit“ vor, der die Zeit von 1945 -1975 zum Gegenstand hat. Anna, einer so genannten Mischehe zwischen einem Juden und einer Christin entstammend, sucht nach den traumatischen Erlebnissen der Kindheit ihren Weg, den Weg zu beruflicher Erfüllung, aber auch zu menschlicher Geborgenheit. Beide Versuche scheitern. Mit bemerkenswerter Energie versucht Anna, Schauspielerin zu werden. Sie macht Atem-und Sprechübungen, nimmt Schauspielunterricht, doch außer kleinen Rollen in Provinztheatern bekommt sie keine Aufgabe, die sie ausfüllen würde. So lässt sie sich schließlich durch Verwandte und Bekannte in eine Ehe drängen, die sie letztlich nicht nur nicht glücklich macht, sondern im Lauf der Jahre zu immer stärker werdenden Depressionen führt. Schließlich erfüllt sich Annas Lebensplanung doch noch auf eine überraschende Weise: Sie absolviert ein Pädagogikstudium und wird Lehrerin. Diese neue Herausforderung erfüllt sie und gibt ihrem Leben Sinn. Zwei Gesichtspunkte machen dieses Buch, wie auch Ellinor Wohlfeils Prosa insgesamt, in hohem Maße lesenswert: Es ist einmal die für unsere Zeit erfreulich gepflegte Sprache und die straffe erzählerische Konzeption. Zum anderen aber die ehrliche Schilderung des Lebensweges einer Halbjüdin, eine Schilderung, die sich so wohltuend abhebt von der Unzahl von Druckerzeugnissen, die sich mit der Judenverfolgung beschäftigen und lediglich auf Hörensagen beruhen oder in den trüben Gewässern der Kriegs-und Nachkriegspropaganda gründeln. Wir wünschen diesem Buch von Herzen Erfolg und einen großen Widerhall.(c) Siegfried Jahnke(Der Gießerjunge Oktober-Dezember 2007)

Im Bann der Vergangenheit

von Ellinor Wohlfeil
Anna ist nach ihrer geglückten Flucht aus der sowjetischen Besatzungszone wieder zu Hause. Hunger und Entbehrungen, Mangel an allem Nötigen beherrschen die Nachkriegsjahre. Trotzdem verfolgt Anna weiter ihre Pläne, Schauspielerin zu werden. Sie bekommt ein Engagement bei einer Wanderbühne und tingelt zwei Jahre lang über die Dörfer und kleinen Städte der Umgebung. Bei einer Kollegin nimmt sie Unterricht und meldet sich zur Prüfung an. Sie besteht die Prüfung nicht. Das trifft sie hart, sie fällt in ein tiefes Loch. So sollte es noch viele Jahre weiter gehen. Ihr Leben bewegt sich zwischen Aufbruch und Niederlage, Neubeginn und Scheitern. Ihr Selbstwertgefühl, das Vertrauen in die eigene Kraft waren in ihrer Kindheit und Jugend durch die traumatischen Erlebnisse der Verfolgung durch die Nazis erheblich gestört worden. 1948 mit der Währungsreform macht die Wanderbühne pleite. Anna geht nach Düsseldorf, wo sie schließlich die Bühnenreifeprüfung besteht. Aber all ihre Versuche, ein Engagement zu finden, führen zu nichts. Niedergedrückt und mutlos gibt sie die Hoffnung auf und lässt sich von Ralf, den sie bei einer Laienbühne kennen gelernt hat, und der ganzen Familie zur Heirat überreden. Ein Angebot als Sprecherin in Bremen beim Rundfunk zu arbeiten, lehnt sie auf massiven Druck von Ralf und der Familie ab. Sie heiratet Ralf und lebt mit ihm vorläufig im Haus der Schwiegereltern. Das Verhältnis zur Schwiegermutter gestaltet sich schwierig. Sie kritisiert die Schwiegertochter ständig, auch wenn es nichts zu kritisieren gibt. Annas einzige Freude ist ihr kleiner Sohn. Schließlich können sie in eine eigene Wohnung ziehen. Sie bekommt ein zweites Kind, und obwohl sie ihre Kinder zärtlich liebt, droht das eintönige Familienleben Anna langsam zu zermürben. Ralf hat seine eigenen Probleme. Er hat im Krieg viel durchgemacht und leidet unter seiner dominanten Mutter. Er ertränkt seine Schwierigkeiten im Alkohol und trinkt mit der Zeit immer exzessiver. Schließlich verliert er seine Stellung. Anna hat inzwischen ihrem Leben eine neue Wendung geben können. Sie studiert Pädagogik und wird auf dem zweiten Bildungsweg Grundschullehrerin. Das gibt ihr Kraft und die Bestätigung, die sie so nötig braucht. Außerdem bewahrt ihr Gehalt die Familie vor finanzieller Not, als Ralf seine Arbeit verliert. Ralf versinkt immer tiefer in seiner Alkoholsucht. Anna, die bisher zu ihm gehalten hat, lässt ihn auch jetzt nicht im Stich. Sie weiß, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist. Ralf erlebt eine Krise und will sich das Leben nehmen. Da erkennt er plötzlich ganz klar, dass es für ihn nur einen Weg geben kann: vom Alkohol los zu kommen. Anna unterstützt seinen Entschluss, eine Therapie zu machen und macht ihm Mut: „Zusammen werden wir es schaffen“.