Tausend Tode von Gesine Palmer | Über Trauer reden | ISBN 9783962580414

Tausend Tode

Über Trauer reden

von Gesine Palmer
Buchcover Tausend Tode | Gesine Palmer | EAN 9783962580414 | ISBN 3-96258-041-7 | ISBN 978-3-96258-041-4
Leseprobe
Das Buch lebt von einer großen Sensibilität für die sprachliche Form. Unaufdringlich changiert Palmer zwischen erzählenden, lakonischen, introspektiven und philosophischen Registern, subtil flicht sie Zitate von Rilke, Kaschnitz oder Lasker-Schüler ein. Zuweilen nähern sich die einzelnen Elemente dem Aphorismus an, ohne jedoch falsche Tiefe zu suggerieren. Der Ernst der Sache ist stattdessen mit dem scheinbar Banalen verwoben: dem „üblichen Segensspruch“, dem schon Dutzende Male gehörten „Time to Say Goodbye“ oder einer beiläufigen Floskel. – Robert Zwarg, Tagesspiegel
Gesine Palmer schreibt eine berührende Prosa, sodass es fast gleichgültig ist, worüber sie schreibt. Und wenn man nicht wüsste, dass sie tatsächlich so ihr Brot verdient, lesen sich die Beschreibungen, als hätte sie sie erfunden. Einfühlsam und spröde verfasst sie so eine kluge Selbstreflexion der eigenen Tätigkeit und des eigenen Lebensweges. – Wolfgang Bock, Glanz und Elend
Bei über 1.500 Bestattungen hat Gesine Palmer als Trauerrednerin Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Ein Gespräch über Verlust, was Menschen weitergegeben wird und Feinstfühlarbeit. - Annette Leyssner, taz thema

Tausend Tode

Über Trauer reden

von Gesine Palmer
Wer in keiner Religionsgemeinschaft lebt, muss doch auch ohne diese Einbindung seine Toten bestatten. Das setzt viele Menschen in ungeahnte Verlegenheit. Wie eine Feier gestalten? Bestatterinnen und Bestatter empfehlen aus guten Gründen professionelle Redner. In Berlin gibt es allein auf der website der Arbeitsgemeinschaft freier Sprecher – ein freier Zusammenschluss – 25 Trauerrednerinnen und Trauerredner. Mindestens noch einmal so viele Personen dürften „unorganisiert“ auf dem Markt unterwegs sein. Sie alle bieten als eine Dienstleistung an, was in Zeiten geringerer religiöser Organisation nicht mehr von Kirchen und Religionsgemeinschaften geleistet wird. Eine von ihnen reflektiert in einem literarischen Lang-Essay, wie diese Arbeit sich anfühlt. Gedanken zum Sprechen, Gedanken zum Tod, der oftmals eine Zersplitterung der Beziehungsgefüge und der Identitäten bei den Hinterbliebenen offenbart, Gedanken zu verfestigten Diskursen, die manchmal wieder verflüssigt werden können – alles das wird immer neu kombiniert mit der Erzählung einzelner Episoden. Der Text hat drei Teile. Im ersten und dritten Teil werden die Leser*innen mitgenommen in die Begleitung einzelner (selbstverständlich fiktionalisierter) Trauerfälle. Sie lernen Friedhöfe kennen und wie dort gearbeitet wird. Dabei wird nicht streng durcherzählt, sondern Assoziationen der Erzählerin dürfen sein. Im mittleren Teil reist die Verfasserin an das Tote Meer. In der Stille unter dem Meeresspiegel will sie sich von den Nebengeräuschen der Dienstleisterei erholen – und ihre Gedanken zum Thema sammeln. Der Umgang mit dem Tod und der Zerbrechlichkeit allen Lebens erinnert sie immer und überall vor allem an die Lebenskräfte und ihre Widerstandsfähigkeit.