Facetten 2021 | Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz | ISBN 9783991260707

Facetten 2021

Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz

illustriert von Sonja Meller, herausgegeben von Erich Klein
Mitwirkende
Herausgegeben vonErich Klein
Redaktionelle KoordinationPeter Leisch
Illustriert vonSonja Meller
Beiträge vonHans Bednar
Beiträge vonIsabella Breier
Beiträge vonStephanie Doms
Beiträge vonAndrea Drumbl
Beiträge vonManuel Engleder
Beiträge vonEva Fischer
Beiträge vonDietmar Füssel
Beiträge vonKurt Gebauer
Beiträge vonRudolf Habringer
Beiträge vonLydia Haider
Beiträge vonTamara Imlinger
Beiträge vonGünther Kaip
Beiträge vonMario Keszner
Beiträge vonMagdalena Koder
Beiträge vonFritz Lichtenauer
Beiträge vonDominika Meindl
Beiträge vonM.Rutt (Günther Haidinger)
Beiträge vonMartin Klaus Menzinger
Beiträge vonKurt Mitterndorfer
Beiträge vonHelmut Neundlinger
Beiträge vonLisa-Viktoria Niederberger
Beiträge vonInes Oppitz
Beiträge vonKatharina Riese
Beiträge vonWilhelm Rager
Beiträge vonBirgit Rivero
Beiträge vonStefan Reiser
Beiträge vonNina Schedlmayer
Beiträge vonRenate Silberer
Beiträge vonGeorg Seyfried
Beiträge vonChristian Steinbacher
Beiträge vonHerbert Christian Stöger
Beiträge vonClaudia Taller
Beiträge vonAndreas Tiefenbacher
Beiträge vonUlrike Titelbach
Beiträge vonOrtrun Veichtlbauer
Beiträge vonRichard Wall
Beiträge vonChristian Weingartner
Beiträge vonErich Wimmer
Beiträge vonKatharina Zanon
Buchcover Facetten 2021  | EAN 9783991260707 | ISBN 3-99126-070-0 | ISBN 978-3-99126-070-7
Leseprobe

Facetten 2021

Literarisches Jahrbuch der Stadt Linz

illustriert von Sonja Meller, herausgegeben von Erich Klein
Mitwirkende
Herausgegeben vonErich Klein
Redaktionelle KoordinationPeter Leisch
Illustriert vonSonja Meller
Beiträge vonHans Bednar
Beiträge vonIsabella Breier
Beiträge vonStephanie Doms
Beiträge vonAndrea Drumbl
Beiträge vonManuel Engleder
Beiträge vonEva Fischer
Beiträge vonDietmar Füssel
Beiträge vonKurt Gebauer
Beiträge vonRudolf Habringer
Beiträge vonLydia Haider
Beiträge vonTamara Imlinger
Beiträge vonGünther Kaip
Beiträge vonMario Keszner
Beiträge vonMagdalena Koder
Beiträge vonFritz Lichtenauer
Beiträge vonDominika Meindl
Beiträge vonM.Rutt (Günther Haidinger)
Beiträge vonMartin Klaus Menzinger
Beiträge vonKurt Mitterndorfer
Beiträge vonHelmut Neundlinger
Beiträge vonLisa-Viktoria Niederberger
Beiträge vonInes Oppitz
Beiträge vonKatharina Riese
Beiträge vonWilhelm Rager
Beiträge vonBirgit Rivero
Beiträge vonStefan Reiser
Beiträge vonNina Schedlmayer
Beiträge vonRenate Silberer
Beiträge vonGeorg Seyfried
Beiträge vonChristian Steinbacher
Beiträge vonHerbert Christian Stöger
Beiträge vonClaudia Taller
Beiträge vonAndreas Tiefenbacher
Beiträge vonUlrike Titelbach
Beiträge vonOrtrun Veichtlbauer
Beiträge vonRichard Wall
Beiträge vonChristian Weingartner
Beiträge vonErich Wimmer
Beiträge vonKatharina Zanon

Literatur ist vor Überraschungen nicht gefeit. Jüngst noch wurde vielerorts von Corona-Tagebüchern und Corona-Romanen gesprochen, von kreativen Impulsen, die der Ausnahmezustand möglicherweise auslösen könne. Kunst macht das Leben schön, doch sie geht nicht in ihm auf und ohnedies kam alles ganz anders: Impfgegner wurden zur Partei, von den übrigen Kuriositäten, die gegen Ende dieses Jahres zu Tage traten, ganz zu schweigen. Auf vermaledeite Fragen dieser Art zu reagieren, hat Literatur nur eine Möglichkeit: Scherz, Satire und Ironie.
In einem kleinen Meisterwerk unter den achtunddreißig Beiträgen der FACETTEN 2021 begibt sich die Autorin Dominika Meindl in ihrem dreiundvierzigsten Lebensjahr, wie es feierlich augenzwinkernd heißt, nach Linz ans „Ufer unseres lieben österreichischen Mainstreams“ und erlebt Überraschendes: „Impfgegnerinnen in Bio-Linnnen, toxische junge Männer mit kahlrasierten Schädeln, grauhaarige Freikirchler, Bodybuilder mit „Fridays for Hubraum“-Shirts, irgendwo stand Gottfried Küssel, mein Gott, im Zweiten Weltkrieg gab es Extremismus von beiden Seiten, wer sind wir, über damalige Zeiten zu urteilen! Alle meine Mitmenschen trugen ihre Stammestracht mit Stolz, und ich fühlte mich wie Karl May, der hier nun zum Bruder Scharlih der Apachen werden durfte.“ Ob sich aus dieser Gegenwart tiefere Bedeutung für die Zukunft ableiten lässt, wird ohnehin den Lesern überlassen. „Auch ich bin schöpferisch – ich schöpfe Verdacht“, lautet eine alte Maxime. Sollte also diese Krise, wie es die schlüpfrige, viel zu oft missbrauchte Floskel nahelegt, nicht auch eine Chance darstellen? Warum nicht eine Partei der Leserinnen und Leser gründen?!
Diversität ist in den FACETTEN 2021 garantiert: die nur auf den ersten Blick harmlos wirkende Metaphorik der Gedichte von Renate Silberer stiftet bei genauem Lesen gehörige Verwirrung; der Dialekt im Lydia Haiders rabiatem Text lässt uns Hören und Sehen vergehen; das unablässige lyrische Sprechen eines Wilhelm Rager oder die Einebnung zwischen Kunst und Literatur, an die Christian Steinbacher in seinem „Dossier“ zum 2020 verstorbenen bildenden Künstler und Autor M. Rutt (Günther Haidinger) erinnert, stellen nur einige der vertretenen ästhetischen Positionen dar. Traditionelle Erzählungen stehen neben dem abenteuerlichen Versuch eines Hans Bednar, seine Reise in den Sudan Mitte der 1970er Jahre unter dem bezeichnenden Titel „Ich bin also im Gepäcksnetz gestorben“ in Griff zu bekommen. Der umfangreiche Text der Historikerin und Anthropologin Ortrun Veichtlbauer begibt sich auf die Suche nach einer neuen, hybriden Form des Schreibens zwischen Literatur und Geschichte. „ST. P. Eine Mikrogeschichte“ rollt in einer vielschichtigen und quellengesättigten Rekonstruktion des Lebens ihres Großvaters ein Stück „kalter“ Zeitgeschichte auf. „Mein Innviertler Opa Anton sprach zu uns Kindern kaum über den Großen Krieg seiner Jugend (…) von all dem sollte ich erst später hören, als ich erwachsen war.“ Der Erste Weltkrieg, die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wird bis heute europaweit durch Kriegerdenkmäler memoriert, zugleich aber durch die Katastrophengeschichte des Zweiten Weltkriegs überdeckt. Bekanntlich reicht unsere persönliche Erinnerung kaum über zwei Genrationen hinaus. Veichtlbauer beschreibt die Härte des Alltags im Innviertel zu Jahrhundertbeginn, die Bedeutung von Burschenschaften und Katholizismus, schließlich den Weg über die Schlachtfelder Osteuropa und des Balkans bis zur Rückkehr in die Heimat. Am Ende steht eine Frage, die an den Anfang erinnert: „Und wie geht es weiter? In Österreich herrschte 1918 Hunger.“

( Erich Klein , Vorwort)