Kontextualität

Nahezu überall (im Alltag, in den Medien, zunehmend auch in den Wissenschaften) ist derzeit von ‚Kontext(en)’ die Rede: Je weiter die Vernetzung der Welt voranschreitet, umso deutlicher stehen Erfahrungen, Ereignisse, Fakten in größeren Zusammenhängen. Für die Literaturwissenschaft ist ‚Kontext’ ein alter, erprobter Begriff, der jedoch aktuell zu neuer, erweiterter Funktion und Bedeutung gelangt. Die Dimensionen von Aussage und Wirkung eines literarischen Textes lassen sich erst ermessen, wenn der Raum seiner Kontexte erschlossen wird - all jener ‚anderen’ Texte mithin, die seine Bedeutung mitbestimmen. Diese allgemeinen Aussagen möchte das Buch zunächst durch Klärung des Begriffs und durch Überlegungen zu seinem ‚Einsatz’ konkretisieren: Was bedeutet ‚Kontext’, welche Folgen ergeben sich aus der Kontextualität von literarischen Texten für unsere Lektüren und Interpretationen? Welche verschiedenen Arten und Funktionen von Kontexten kann man unterscheiden? Führt ein vertieftes Begriffsverständnis von ‚Kontext’ auch zu neuen Einsichten in Grundkonzepte der Literaturwissenschaft? Als ein Begleiter im und durch das Studium der Literaturwissenschaften angelegt - die Beispiele sind bewusst verschiedenen Literaturen entnommen -, vermittelt das Buch Wissen über Kontexte und deren Funktionen; es bietet dafür methodische Anregungen und zahlreiche Anwendungen an Beispielen. Es möchte aber auch den Ort der Literatur im kulturellen Kontext aufzeigen und die Literaturwissenschaft als Disziplin der Kontextualität neu bestimmen.