
Will man über Resilienz sprechen, darf man über Scheitern nicht schweigen. Das gilt gerade dann, wenn mit einem reflexiven Resilienzbegriff der prozessuale Zuschnitt dieser Beobachtungsperspektive für die Deutung sozio-historischen Geschehens stark gemacht werden soll. Solchermaßen kommen nicht nur Konstellationen eines produktiven Scheiterns in den Blick, sondern ebenso die komplexe Mehrebenenstruktur von Resilienzprozessen, die das Scheitern auf einer mit dem Gelingen auf anderen Ebenen sozialer Prozesse zusammendenken lassen. Zum Themenfeld „Resilienz und Scheitern“ versammelt der Band historische und sozialwissenschaftliche Beiträge, die das ambivalente Verhältnis von Resilienzprozessen und Diagnosen des Scheiterns in theoretisch-konzeptioneller Hinsicht ausloten und in ausgewählten historischen Fallstudien vom 13. bis ins 20. Jahrhundert hinein empirisch veranschaulichen. Die Beiträge schreiben damit die Bemühungen der Trierer Forschungsgruppe „Resilienz - Gesellschaftliche Umbruchphasen im Dialog zwischen Mediävistik und Soziologie“ fort, ein kritisch reflektiertes Resilienzkonzept für historische und sozialwissenschaftliche Analysen fruchtbar zu machen.