
×
oder: Zur Ehrenrettung des Amateurs „Eine Einführung für Amateure“ ist ein ungewöhnlicher, mögli cherweise provozierender Untertitel. „Amateur“ klingt heute ab wertend: Wenn etwas „amateurhaft“ betrieben wird, dann wird es schlecht gemacht. Das war nicht immer so. Der Begriff stammt be kanntlich von „amor“ ab, von der Liebe und Zuneigung, und der Amateur war jemand, der sich mit etwas aus Interesse beschäftigt, mit besonderer Hingabe und Zuwendung. Ein Amateur zu sein war daher im bürgerlichen Zeitalter ein Ehrentitel und keine Be schimpfung. Die Entstehung der professionellen Beschäftigung mit Themen hat das Amateurhafte zwangsläufig entwertet. Diese Entwicklung ist natürlich nicht umzukehren. Industriegesellschaften basieren auf differenziertem Fachwissen und dessen Anwendung. Das gibt den Experten Macht, während der Amateur scheinbar unvermeidlich zum Dilettanten, der viel zu wenig weiß und kann, absinkt. Wenn im Zeitalter der Expertenherrschaft und der unübersehbaren Spe zialisierung und Ausweitung des Wissens selbst jemand, der sich hauptberuflich mit nichts anderem als seinem Fach beschäftigt, kei ne Chance mehr hat, alles zu überblicken- wie soll da ein Ama teur Verständnis und Überblick gewinnen? Aber auf der anderen Seite gibt es viele, die sich für ein Thema interessieren (oder interessieren müssen), ohne sich deshalb gleich mit Ausschließlichkeit und umfassend damit beschäftigen zu wol len. Dieses amateurhafte Interesse ist nicht nur legitim (z. B. bei Ne benfachstudenten), es ist auch wichtig. Denn vieles spricht dafür, daß reine Experten-Abhängigkeit für demokratische Gesellschaften problematisch ist.