Österreich im Wandel

Das Geschehen in der Ersten, Republik war weitgehend bestimmt von einem „Kampf um die österreichische Identität“, wie es Friedrich Heer formulierte. Am Anfang der Zweiten Republik stand der Kampf um die internationale Garantie der mittlerweile fraglos gewordenen Eigenstaatlich keit, gefolgt von dem Bemühen, den wirtschaftlichen Anschluß an den entwickelten Teil der Welt zu schaffen. Wenn „Nation“ als Schicksalsgemein schaft der Bewohner eines Staatsgebietes bezeichnet werden kann, so ist über die Partizipation aller Schichten und ideologischen Gruppen am öffentlichen Geschehen inzwischen die „Nation Österreich“ (E. Bruckmüller) als feste Größe im Verband Europas verankert. Im Staat wider Willen und der werdenden Nation, wie von den Histori kern schon mehrfach beschrieben, spielte sich aber noch vieles ab, das einer dauernden wissenschaftlichen Reflexion bedarf, damit die Strukturänderun gen im Hinblick auf die internationalen Zusammenhänge verständlich werden. Gesellschaft, Wirtschaft und räumliche Bezüge unterlagen in diesem Jahr hundert einem gewaltigen Wandlungsprozeß, der für Gesamtbevölkerung und Gruppen bis hin in die Intimsphäre der Einzelperson irreversible Aus wirkungen hatte. Diesen nicht so häufig beachteten Faktoren, die von Soziologie, Nationalökonomie und Sozialgeographie untersucht werden (ohne daß dabei das historische Moment fehlen soll), wird in diesem Buch nachgegangen. So könnte das Gesamtbild von Österreich realistischer und deutlicher werden.