Die Idee des Humanen von Ernst-Peter Fischer | Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz. Das Erbe der Charité | ISBN 9783777630502

Die Idee des Humanen

Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz. Das Erbe der Charité

von Ernst-Peter Fischer und Detlev Ganten
Mitwirkende
Autor / AutorinErnst-Peter Fischer
Autor / AutorinDetlev Ganten
Buchcover Die Idee des Humanen | Ernst-Peter Fischer | EAN 9783777630502 | ISBN 3-7776-3050-0 | ISBN 978-3-7776-3050-2
Inhaltsverzeichnis
Leseprobe

Die Idee des Humanen

Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz. Das Erbe der Charité

von Ernst-Peter Fischer und Detlev Ganten
Mitwirkende
Autor / AutorinErnst-Peter Fischer
Autor / AutorinDetlev Ganten
Tausend Krankheiten und eine Gesundheit Krankheit als Gegenstand von Wissenschaft und Gesundheit (Stärke) als Ergebnis der Evolution des Menschen und in verschiedenen Kulturen.
1) Die Geschichte der frühen Medizin Das Bemühen um Krankheit und Gesundheit von den Anfängen der menschlichen Geschichte, vor allem seit der griechischen und römischen Antike (Hippokrates, Galen) über das christliche und islamische Mittelalter und die Renaissance (Paracelsus) bis zur Gründung der Charité 1710 mit Hinweisen auf Epidemien (Pest und Cholera) und den Problemen von Großstädten wie zum Beispiel auch in Berlin mit den Anfängen in Sümpfen und ländlicher Gesellschaft sowie der Industrialisierung mit ihrer Bevölkerungsexplosion und deren Folgen wie Abwässer und sozialem Elend.
2) Die Wende zur Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert Nach der Medizin der Aufklärung (Hufeland, Boerhaave) und der Geburt des modernen Krankenhauses vollzieht sich im 19. Jahrhundert die Wende zu den Naturwissenschaften, wozu nicht zuletzt die „Berliner Schule der Medizin„ beiträgt, zu deren herausragenden Vertretern Johannes Schönlein und Johannes Müller und dessen berühmte Rudolf Schüler Virchow und Hermann von Helmholtz gehören. Im 19. Jahrhundert entstehen zudem die Bakteriologie in Berlin, Paris und London (auf Seiten der modernen Wissenschaft) und die Sozialmedizin mit der dazugehörenden Sozialgesetzgebung.
3) Zwei Leben, ein Ziel
3-1) Wohltat eines Lebens voller Arbeit – Leben und Wirken von Rudolf Virchow (1821-1902)
Rudolf Virchow kann als „Inbegriff des deutschen Mediziners und Wissenschaftlers“ vorgestellt werden, der sich konsequent wie kein anderer für ein naturwissenschaftlich orientiertes Verständnis des menschlichen Körpers und des Bemühens um Heilung eingesetzt hat. Sein Motto: Ein Leben voller Arbeit ist keine Last, sondern eine Wohltat. Das Leben von Virchow, der als Sozialreformer wirkte (und schärfster Widersacher von Bismarck wurde) und dem unter anderem die „Cellularpathologie„ von 1855, die Virchowsche Trias bei der Beschreibung des Blutsroms und Begriffe wie Embolie und Thrombose zu verdanken sind, wurde zu einer Wohltat für die Menschen.
3-2) Der Reichskanzler der Physik – Leben und Wirken von Hermann von Helmholtz (1821-1894) Hermann von Helmholtz beherrschte wie kein anderer die Naturwissenschaften seiner Zeit. Ihm verdankt die Menschheit die Idee einer unzerstörbaren Energie, er hat als Vierzigjähriger eine physiologische Optik konzipiert, eine Lehre von den Tonempfindungen in Angriff genommen, den Augenspiegel entworfen und als erster Präsident der 1888 gegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt die Präzisionstechnik für die Naturwissenschaften voran gebracht und zu der notwendigen Entwicklung von Normen und Standards (in Kooperation mit der Industrie, vertreten durch Werner von Siemens) beigetragen. Die Schriften von Helmholtz wie „Das Denken in der Medizin“ sind lohnende Lektüre bis heute.         4) Die Anfänge der modernen Medizin im 20. Jahrhundert Im 20. Jahrhundert eröffnet die Grundlagenforschung der Medizin immer mehr Möglichkeiten – Stichworte liefern die Hormone, die Allergie und die Genetik, und seit 1895 kennt man das Röntgen als diagnostisches Verfahren. Kausale Therapien für Infektionskrankheiten und Impfungen werden für weite Kreise der Bevölkerung zugänglich, was den Blick auf die Pharmakologie und den Gesundheitsmarkt öffnet. Eine Weltgesundheitsorganisation wird 1948 gegründet, die Transplantationsmedizin entsteht, und die Sorge vor dem Krebs und anderen weit verbreiteten Krankheiten setzt viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Kräfte frei.
5) Eine Stadt der Wissenschaft nach der Wiedervereinigung Um die Entwicklung der Medizin in der jüngeren Zeit übersichtlich erfassen zu können, soll der Focus auf eine Stadt gerichtet werden, nämlich der Stadt von Virchow und Helmholtz, also Berlin. Hier entsteht auf der Basis einer großen Tradition eine international bedeutende Wissenschaftsmetropole. Im Jahre 2003 wird ein Großklinikum mit dem Namen „Charité – Universitätsmedizin Berlin„ geschaffen und es kommt zu einem Zusammenschluss der Universitäten als Berliner Universitätsallianz (BUA), während das Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch neue Konzepte für die Grundlagenwissenschaft und eine Gesundheitsforschung bietet.
6) Virchow und Helmholtz 2.0 Die „Gesundheitsstrategie des Senats von Berlin 2030“ lässt das Entstehen einer „Neuen Berliner Schule„ und in diesem Zusammenhang das „Auferstehen“ von Virchow und Helmholtz erwarten, eben Virchow-Helmholtz 2.0. Stichworte liefern das Molekulare Netzwerk Medizin, die Systembiologie, die Genomik, die Proteomics, die Immunologie und zelluläre Basismechanismen mit der Erfassung von Biomarkern und Risikofaktoren, die für Therapie und Prävention von Krankheiten und die Erhaltung der Gesundheit genutzt werden können.
7) Eine globale Verantwortung für die Gesundheit In Zukunft müssen Einrichtungen wie die Charité in Forschung und Lehre auf eine „Weltmedizin" hin ausgerichtet werden und das Ziel verfolgen, eine holistische Sicht auf die Gesundheit einzunehmen und die Prävention zu fördern. Es gilt, sich der globalen Verantwortung für die Gesundheit der Menschen auf dem Planeten zu stellen, wie es auch in den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen angestrebt wird. Dazu dient unter anderem der World Health Summit, der sich um die Translation von Wissenschaft in eine global verbesserte Gesundheit bemüht.   Epilog:
Die Suche nach dem Gleichgewicht
Zu den frühen Überlegungen von antiken Ärzten gehörte der Gedanke, dass Krankheiten auf ein gestörtes Gleichgewicht hinweisen – ursprünglich war eine Balance von Körpersäften gemeint. Es lohnt sich auf der Basis des derzeitigen Fortschritts in den Wissenschaften das alte Konzept erneut zu bedenken und nach dem Gleichgewicht zu fragen, das das Geheimnis der Gesundheit von Menschen ausmachen und zu einer Verbesserung des damit gemeinten Wohlbefindens in der Bevölkerung beitragen könnte.   Chronik, Register, Literatur