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Hüter der Ordnung
Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus
herausgegeben von Frank Bösch und Andreas WirschingMit welchem Personal bauten die beiden deutschen Staaten ihre Innenpolitik nach dem
Nationalsozialismus aus?
Um 1960 waren zwei Drittel der leitenden Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums ehemalige Mitglieder der NSDAP. Fast die Hälfte kam aus der SA. Damit waren gerade jene Hüter der demokratischen Ordnung besonders belastet, die nun den Schutz der Verfassung, die Innere Sicherheit oder auch den öffentlichen Dienst verantworteten. Ehemalige Beamte der NS-Verwaltung entschieden etwa über die Einstellung von verfolgten Beamten, die Rückkehr jüdischer Emigranten oder das Verbot kommunistischer Organisationen. Andreas Wirsching zeigt für ein bundesrepublikanisches Schlüsselministerium, wie nach 1949 ehemalige Verwaltungseliten in Führungspositionen aufstiegen und inwieweit ihre jeweilige Vergangenheit ihr Handeln prägte. Vergleichend dazu untersucht Frank Bösch das Personal des Ministeriums desInnern der DDR, das deutlich andere Akzente setzte. Hier übernahmen ältere Kommunisten und junge Kader die Leitung, die maßgeblich die Ordnung der sozialistischen Verwaltung prägten. Zumindest in den kleineren Experten- Abteilungen konnten sich auch hier ehemalige Beamte aus dem Nationalsozialismus deutlich länger halten als bisher bekannt. In beiden Systemen passte sich die Bürokratie an und beeinflusste den Umgang mit der NS-Vergangenheit.
Um 1960 waren zwei Drittel der leitenden Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums ehemalige Mitglieder der NSDAP. Fast die Hälfte kam aus der SA. Damit waren gerade jene Hüter der demokratischen Ordnung besonders belastet, die nun den Schutz der Verfassung, die Innere Sicherheit oder auch den öffentlichen Dienst verantworteten. Ehemalige Beamte der NS-Verwaltung entschieden etwa über die Einstellung von verfolgten Beamten, die Rückkehr jüdischer Emigranten oder das Verbot kommunistischer Organisationen. Andreas Wirsching zeigt für ein bundesrepublikanisches Schlüsselministerium, wie nach 1949 ehemalige Verwaltungseliten in Führungspositionen aufstiegen und inwieweit ihre jeweilige Vergangenheit ihr Handeln prägte. Vergleichend dazu untersucht Frank Bösch das Personal des Ministeriums desInnern der DDR, das deutlich andere Akzente setzte. Hier übernahmen ältere Kommunisten und junge Kader die Leitung, die maßgeblich die Ordnung der sozialistischen Verwaltung prägten. Zumindest in den kleineren Experten- Abteilungen konnten sich auch hier ehemalige Beamte aus dem Nationalsozialismus deutlich länger halten als bisher bekannt. In beiden Systemen passte sich die Bürokratie an und beeinflusste den Umgang mit der NS-Vergangenheit.