Mit Elfriede durch die Hölle von Katharina Tiwald | ISBN 9783903184916

Mit Elfriede durch die Hölle

von Katharina Tiwald
Buchcover Mit Elfriede durch die Hölle | Katharina Tiwald | EAN 9783903184916 | ISBN 3-903184-91-8 | ISBN 978-3-903184-91-6

Die Presse: Katharina Tiwalds Roman „Mit Elfriede durch die Hölle“ ist eine grandiose, bitterböse Aneignung von Dantes „Göttlicher Komödie“ – und zugleich Hommage an Jelinek und ihr Werk.
Das zurückliegende Dante-Jahr hat nicht nur eine Vielzahl von Würdigungen und Veröffentlichungen mit sich gebracht, sondern auch dafür sensibilisiert, wie nahe uns Dante und sein Werk sind – oder zumindest sein können. Die Ausgestaltung einer ungeahnten räumlichen Nachbarschaft bietet der Roman „Mit Elfriede durch die Hölle“ der österreichischen Autorin Katharina Tiwald, verlegt sie doch das Inferno an den Flughafen Schwechat. Nicht genug damit, aus diesem Ort des Über- oder auch Durchgangs einen höllischen Raum herauszuschälen – ihre mit viel Selbstironie gezeichnete Protagonistin „Frau Tiwald“ wandert, angelehnt an die Cantos der „Göttlichen Komödie“, durch die Tiefen einer völlig neuen Unterwelt. Ganz im Sinne des referenzierten Klassikers ist „Tiwald“, Gewinnerin eines ominösen Literaturstipendiums, dabei nicht ohne Begleitung und Anleitung. An die Stelle Vergils tritt die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, deren Werk Tiwalds Roman gleichermaßen durchzieht: Von den „Ausgesperrten“ bis zu den „Schutzbefohlenen“ sind Zitate in Tiwalds Text einmontiert, die bildstärkste und im besten Sinne auch naheliegendste Referenz bleibt dabei das höllische Wimmelbild „Die Kinder der Toten“. Lakonisch im Tonfall, lustvoll über alle Register hinweg referenzierend und sich geradezu durchkalauernd ist „Mit Elfriede durch die Hölle“ auch diesem Roman deutlich nachempfunden. Wenn „die absolute Dichterin“ Jelinek also empfiehlt: „Schauen Sie sich gut um, bevor es weitergeht“, folgt ihr „Frau Tiwald“ im mehrfachen Sinne. Nach und nachüberwindet sie ihre selbst attestierte „depperte Bescheidenheit“, ins Staunen und Sprechen vertieft, wird das österreichische Inferno, Canto für Canto, Counter für Counter, erkundet. Gar nicht zimperlich werden Stationen der Strafe dargestellt und abgegangen, immer zu auf ein Flugfeld, wo Beatrice in Fliegermontur wartet und im Hintergrund die Grünen vergeblich die dritte Piste zuzuschaufeln versuchen. Ohne Scheu nennt Tiwald auf dieser Route wie auch schon in früheren Arbeiten die Übeltäter beim Namen, die Tour durch die sogenannte Normalität reicht von MeToo bis zu Ibiza, von berittenen Innenministern a. D. bis zu Models in pechdurchtränkten Settings. Dass die Ausstattung dieser Schrecken, in denen Bestrafung und Verbrechen einander entsprechen sollen, mitunter etwas zu wünschen übrig lässt, ist nicht Tiwalds Mangel an Imagination geschuldet, sondern dem Budget, einem attestierten Fehlen an Stipendien. Auch an diesem Punkt überblendet die Autorin ihre schillernde, sehr lustige Höllenfahrt mit realer Kritik: Ihr Roman ist nicht zuletzt eine Auseinandersetzung mit dem heimischen Literaturbetrieb, der als eitler Jahrmarkt der Aufmerksamkeitsökonomie dargestellt wird, als Ringen um Sichtbarkeit und biografische Haftungen auf Kosten ästhetischer Fragen oder gar Bildungsansprüche. Tiwald, die sich mit Dantes „Commedia“ schon in Form von Theaterstücken, Podcasts und sogar einer noch unveröffentlichten Übersetzung des „Infernos“ auseinandergesetzt hat, eignet sich ebendieses Werk lustvoll an, um es (auch: für uns) zu erschließen. Mit Jelinek und Dante im Gepäck hat sie in Zeiten von Corona einen Roman über eine Reise vorgelegt, die schlussendlich nicht angetreten wird. Der Himmel bleibt „leer“, eben weil Tiwald auf das Verharren in einem infernalischen Hier setzt, auf ein engagiertes Verständnis von Literatur im Sinne von Existenzbewältigung und kritischer Reflexion. Auch deshalb ist „Mit Elfriede durch die Hölle“ ein sehr ernster Spaß.

Mit Elfriede durch die Hölle

von Katharina Tiwald
Die Hölle? Die liegt am Flughafen Schwechat – wo Himmel und Erde einander berühren. Und niemand anderer als Elfriede Jelinek ist der perfekte Guide durch die zeitgenössische Hölle, wo – so wie bei Dante – die Sünder von heute unterwegs sind. Ein literarisches Schurkenstück der Sonderklasse.
In Dantes mittelalterlicher Hölle schmorten seine Zeitgenossen: Lustmolche, Zuhälter, Korrupte und jede Menge anderer Sünder. So eine Hölle schreit zu jeder Zeit nach einer Aktualisierung, schließlich werden Sünden nie alt und nie anders. Während Dante auf seiner Tour durch die Unterwelt vom Dichter Vergil geführt wurde, braucht die heutige Hölle eine neue Führerin – und dafür eignet sich niemand besser als Österreichs „prima poetessa“ Elfriede Jelinek. Auch heute ist die Hölle an einem Ort angesiedelt, wo Himmel und Erde einander berühren: am Flughafen Schwechat. In den Gates sind unsere aktuellen Sünder zu besichtigen, und wie es sich für ein ordentliches Jenseits gehört, statten auch ein paar Tote der neuen Hölle einen Besuch ab. Am Flughafen angekommen, beginnt ein literarisches und assoziationsreiches Absolvieren von für die Menschheit bedeutsamen Stationen und Menschen. Wir begegnen u. a. Robert Pfaller, wir begegnen den mittlerweile handysüchtigen Geschwistern aus Jelineks Roman „Die Ausgesperrten“, wir begegnen dem Dichter Peter Hammerschlag und vielen anderen mehr.
75 Jahre Elfriede Jelinek, 700 Jahre Dante Alighieri, 67 Jahre Flughafen Schwechat – hier kommt der Roman, der all das auf das Gewitzteste zusammenführt. Geistreich, provokant und sehr unterhaltsam.