
Rezension zu Sympathy for the Devil von Frank Rommerskirchen
Frank Rommerskirchens Sympathy for the Devil ist ein außergewöhnlicher Erotikthriller, der durch seine dichte Atmosphäre, psychologische Tiefe und stilistische Eleganz besticht. Trotz expliziter Szenen bleibt das Werk durchgehend niveauvoll und verliert nie seinen erzählerischen Anspruch.
Die Geschichte entfaltet sich mit einer fesselnden Spannung, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht. Besonders bemerkenswert ist die moralische Ambivalenz, die das gesamte Buch durchzieht: Man schwankt ständig zwischen dem Wunsch, dass der Mörder zur Rechenschaft gezogen wird, und dem beinahe widerwilligen Verlangen, dass er ungeschoren davonkommt. Diese Gratwanderung zwischen Mitgefühl und moralischem Entsetzen gelingt Rommerskirchen meisterhaft.
Der Titel ist dabei Programm Sympathy for the Devil bringt die emotionale Zerrissenheit auf den Punkt. Immer wieder ertappt man sich dabei, Verständnis für die Taten zu entwickeln, nur um dann von der eigenen Reaktion erschrocken zurückzuschrecken. Der Autor wirft unbequeme Fragen auf: Wie viel Schuld trägt das Umfeld? Was hätte aus einem Menschen wie Janosch werden können, wäre ihm ein anderes Leben beschieden gewesen?
Die Figuren allen voran Janosch, Darius und Khaled und auch die Schaustellerfamilien sind eindrucksvoll gezeichnet. Sie wirken lebendig, glaubhaft und sofort vertraut. Man begleitet sie nicht nur durch die Handlung, sondern fühlt mit ihnen, leidet, hofft und bangt.
Das Buch überrascht mit unerwarteten Wendungen, bietet aber auch genug Raum für vorhersehbare Entwicklungen, auf die man dennoch neugierig und erwartungsvoll hinarbeitet. Dieses Gleichgewicht sorgt für einen packenden Lesefluss und ein emotionales Leseerlebnis.
Am Ende bleibt ein starkes Bedürfnis nach mehr. Wie geht es weiter mit Janosch? Was wird aus Darius und Khaled? Sympathy for the Devil schreit nach einer Fortsetzung, nicht nur, weil man die Geschichte weitererzählt haben möchte, sondern weil man diese Charaktere nicht loslassen will.
Ein intensives, bewegendes und für das Genre überraschend literarisch bemerkenswertes Werk Rommerskirchen beweist, dass Erotikthriller weit mehr sein können als bloße Unterhaltung.
Zurück auf der Kirmes, wo Janosch bei einem Fahrgeschäft arbeitet, setzt er sein Doppelleben fort.
Als Teenager musste er von Zuhause abhauen, um den demütigenden Attacken seines homophoben Vaters zu entgehen. Er landet auf der Straße, ohne Perspektive, ohne Ziel. Er schlägt sich durch, kriecht bei anderen Straßenkindern unter, arbeitet als Stricher. Ständig auf der Suche nach einem besseren Leben. Janosch schafft es nicht, ein positives Verhältnis zu sich und seiner Homosexualität aufzubauen. Er fühlt sich wertlos, verachtet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Der Anschluss zu den Schaustellern und der Job bei einem Fahrgeschäft verspricht ihm dann ein neues, fast familiäres Leben und gibt ihm eine neue Perspektive. Aber, getrieben von großer Lust auf Sex, Selbsthass und der ständigen Angst vor Ab-lehnung, lässt ihn zum Mörder werden. Ein verhängnisvoller Trip zwischen Lust und Leid, zwischen Hoffnung und Niederlagen … und am Ende ist er doch nicht völlig verlassen.