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Der wehende Atem des Lebens ist es, der alle Einzelheiten des Bach'schen Kunstwerkes erfasst und zu der Einheit eines organischen Ganzen zusammenschließt. Der Aufbau seiner fugierten Sätze lässt sich mit der großartigen Gliederung gotischer Dome vergleichen, wo eine einheitliche Bewegung alle Teile nach oben zieht, während zugleich die Ornamentik von einem sie durchtrömenden Leben Kunde gibt, in dem ihre starren Formen sich in organische Gestalten auflösen.
Die Melodik Bachs ist dabei nicht bloß eine auf den Einheitsgesetzen der Tonalität beruhende, sondern vor allem auch auf denen des menschlichen Ausdruckes. Man erzählt, dass Bach, von Bettlern um ein Almosen angegangen, ihnen anfangs nichts, dann wenig, endlich ungewöhnlich viel gegeben habe, um dabei die musikalischen Intervalle ihrer Klage- und Freudentöne zu studieren.