Zdeněk Adamec von Peter Handke | Eine Szene | ISBN 9783518429204

Zdeněk Adamec

Eine Szene

von Peter Handke
Buchcover Zdeněk Adamec | Peter Handke | EAN 9783518429204 | ISBN 3-518-42920-5 | ISBN 978-3-518-42920-4

Süddeutsche Zeitung: Die Wahrheit, die Handke den hämmernden News in seinem eigenen Newsroom-Chat entgegensetzt, ist eine der Schönheit, der Sprache und der Fantasie, eine des Innehaltens, des Schauens und Gewahrwerdens.

Frankfurter Allgemeine Zeitung: ... ein eindrucksvolles poetisches Ereignis.

DIE WELT: ›Eine Szene.‹ Knapper geht es nicht. Aber auch nicht freigeistiger, vieles wollend, noch mehr könnend, alles zulassend. ... 70 luftig gedruckte Seiten füllt der gedruckte Text, den man schnell und genussvoll liest.

Frankfurter Rundschau: ... ein flirrendes, äußerst melancholisches Vergnügen.

rbb kultur: Handke fordert uns auf, genau hinzusehen, nachzudenken, sich selbst ein Bild und einen Reim auf das Gezeigte und Gesagte zu machen. Er beschwört die Kraft des Wortes, die Möglichkeiten der Kunst. Es ist laute Totenklage und stiller Nachruf, unbeirrbares Herbeirufen und Erinnern, fröhliches Fest und dumpfes Begräbnis, quälendes Oratorium und freudige Wiedergeburt, alles ist offen, nichts steht fest.

OÖNachrichten: ... höchst kunstvoll und von hintergründiger Ironie, auch als Lektüre ein Vergnügen für gehobene Ansprüche.

Die Presse: Dieses Sprachkunstwerk ist vielschichtig, ein aufs Wesentliche reduzierter Text voller sinnlicher Eindrücke und raffinierter Anspielungen. Diskret entsteht ein Spannungsbogen, dem man sich kaum entziehen kann. Jammer, Schaudern und Katharsis in geringen Dosen.

Kleine Zeitung: Peter Handke setzt dem Einzelgänger, der es vorzog, auf globale politische Dummheit mit unwiderruflicher Stummheit zu reagieren, mit viel Empathie ein herausragendes Denkmal.

Zdeněk Adamec

Eine Szene

von Peter Handke

»Eine weitläufige Szene«, ein öffentlicher Ort, »freilich kein freier Platz«; möglicherweise in der spanischen Provinz Avila oder in Humpolec in Böhmen, jetzt oder zu einer anderen Zeit. Ein Erzähler, der einer von »uns« ist, umschreibt Ort und Zeit für das folgende Spiel. Die Spieler, das sind Übriggebliebene einer ursprünglich dicht bevölkerten Szenerie, Einheimische, Zugereiste, Inländer, Ausländer, Junge, Ältere, vielleicht die letzten Gäste eines Festes. Das Drama, das sie in einem abendlichen, dann nächtlichen Gespräch vergegenwärtigen, hat bereits stattgefunden: Im März 2003 verbrannte sich der 18jährige Zdeněk Adamec aus Protest gegen den Zustand der Welt vor den Augen der Öffentlichkeit auf dem Wenzelsplatz in Prag.

Eine wahre Begebenheit? »Mit wahren Begebenheiten könnt ihr mich jagen. Und lang genug nun im Leben war ich ein Gefangener all der Aktualitäten«, sagt einer. Ein anderer hat recherchiert und liefert Fakten. (»Recherchen, du? Ganz was Neues!«) Wie erzählen von Adamecs Leben und Sterben angesichts einer über oder falsch informierten Welt, die Zdeněk Adamec dennoch vergessen hat? Wie überhaupt leben, wenn der Blick in die Welt Empörung erzeugt, Scham oder den Wunsch, auszusteigen. Handkes Figuren sind Profis im Über- und Umspielen, ihr letztes Gespräch ist ein leichtes, temporeiches einander ins Wort Fallen, Korrigieren, Kalauern, ein Spiel vom Fragen. Nebenschauplätze dieses Welttheaters beschreiben sie, Träume, Anekdoten: Wie Adamec seinem Vater, dem Steinmetz, zur Hand ging, die Werkzeuge aber nie an ihren Ort zurückstellte, ganz so als ließe sich so eine neue, weltverändernde Ordnung herstellen. »Alleinspieler« wird Adamec von ihnen genannt oder auch »mutterseelenallein«. In ihrer Zugewandtheit gegenüber Zdeněk Adamec sind diese Spieler mitreißend. Auch darin, wie sie diesen jungen Menschen mit all ihren erzählerischen Mitteln, ins Leben zurückzurufen. Wie Trainer einer Jugendmannschaft am Spielfeldrand, begleiten sie Zdeněks letzten Weg mit einem »Schrei, Zdeněk!« und »Augen auf, Zdeněk!«. Fast möchte man glauben, dieses Spiel auf Erden sei noch nicht verloren.