
Was Strebel über die Folgen eines Bombenangriffs der US-Luftwaffe am 8. April 1945 auf den Celler Güterbahnhof herausgefunden hat, ist mit dem Begriff »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« eher zurückhaltend beschrieben. Die Bomben trafen einen Zug mit etwa 3.420 KZ-Häftlingen. Was sich dann ereignete, wird in Celle mit dem Stichwort »Hasenjagd« umschrieben: Die Zahl der bei Hetzjagden getöteten Häftlinge betrug mindestens 170. Bis zu 2.500 Häftlinge wurden danach von der SS nach Bergen-Belsen getrieben, wo viele im überfüllten KZ starben. So grausam die Ereignisse waren, so unzureichend blieb die juristische Aufarbeitung. Die Befehlsgeber wurden nie angeklagt.
Klaus von der Brelie, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung, 2.1.2009 [zur 1. Auflage]
Bernhard Strebel ist eine sehr überzeugende Arbeit gelungen. Schon Bekanntes hat er auf eine wesentlich verbreiterte Quellenbasis gestellt. Korrekturen hat er insbesondere hinsichtlich der bisher nicht umstrittenen Figur des Stadtkommandanten Tzschökell vorgenommen, der nunmehr als Hauptverantwortlicher benannt werden kann. Neu sind im Zusammenhang des Celler Massanakers die Kenntnisse über die Verfolgten sowie eine Fülle von Namen von Männern, die sich in den Tagen nach dem 8. April 1945 schuldig gemacht haben. Die Ereignisse aus dem dunkelsten Kapitel der Stadt Celle erscheinen so in einem neuen Licht.
Immo de Vries, in: Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland 12, 2010, S. 195-198 [zur 1. Auflage]
Celle April 1945 revisited
Ein amerikanischer Bombenangriff, deutsche Massaker an KZ-Häftlingen und ein britisches Gerichtsverfahren
von Bernhard StrebelAuf breiter Quellengrundlage untersucht Bernhard Strebel die dramatischen Ereignisse erstmals systematisch und nimmt dabei auch die Vor- und Nachgeschichten in den Blick. Bisherige Darstellungen korrigiert er in zentralen Punkten und zum Teil grundlegend. Die Studie wirft neues Licht auf das dunkelste Kapitel der Celler Stadtgeschichte und liefert einen Beitrag zur Erforschung der NS-Verbrechen in der Endphase des Zweiten Weltkrieges.