Zeugenbetreuung von Holocaust-Überlebenden und Widerstandskämpfern bei NS-Prozessen (1964–1985) von Merle Funkenberg | Zeitgeschichtlicher Hintergrund und emotionales Erleben | ISBN 9783837968026

Zeugenbetreuung von Holocaust-Überlebenden und Widerstandskämpfern bei NS-Prozessen (1964–1985)

Zeitgeschichtlicher Hintergrund und emotionales Erleben

von Merle Funkenberg
Buchcover Zeugenbetreuung von Holocaust-Überlebenden und Widerstandskämpfern bei NS-Prozessen (1964–1985) | Merle Funkenberg | EAN 9783837968026 | ISBN 3-8379-6802-2 | ISBN 978-3-8379-6802-6
Leseprobe 1

»Merle Funkenberg legt hier die erste wissenschaftliche Arbeit über die Zeugenbetreuung bei den NS-Prozessen und die Anfänge von organisierter Zeugenbetreuung überhaupt vor. Es ist der sorgfältige Bericht über überraschend umfangreiches, so Funkenberg, bürgerschaftliches Engagement einer großen Zahl von jüngeren und älteren, für diese Aufgabe völlig unvorbereiteten Menschen, die teilweise unterschiedlichen kirchlichen Organisationen angehörten, zum Teil aber auch keiner, überwiegend Frauen. Wie Funkenberg in ihrem Fazit darlegt, leisteten diese Menschen gemessen an heutigen Erkenntnissen über und Anforderungen an Zeugenbetreuung Pionierarbeit.« Renate Jorkowski, gruppenanalyse, 27. Jahrgang, Heft 2, 2017
»Über die psychischen Spätfolgen der in den NS-Prozessen bis in die 1980er-Jahre als Zeugen auftretenden Holocaust-Überlebenden und Widerstandskämpfer liegen bislang nur wenige Untersuchungen vor. Dem elementaren Kriterium in diesem Kontext – dem Opferschutz – ist seinerzeit kaum Beachtung zuteil worden. Erst im Laufe der Zeit konnte eine professionalisierte Zeugenbetreuung installiert werden. Vor diesem Hintergrund füllt die aus einer an der Universität Kassel eingereichten Dissertation hervorgegangene Studie von Merle Funkenberg eine Leerstelle.« Hartmut Rübner, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Heft 6/2017
»Mit ihrem interdisziplinären Ansatz bietet die vorliegende Arbeit wertvolle Ansätze, Hintergründe und Informationen für eine breite Leserschaft – nicht nur aus dem Bereich der Rechtswissenschaft, Politologie, Geschichte oder Soziologie. Damit schließt dieser Band eine Forschungslücke im Zusammenhang mit den Prozessen gegen nationalsozialistische Gewaltverbrechen und leistet einen wertvollen Beitrag sowohl zu einer bundesweiten Erinnerungskultur als auch zum transnationalen Dialog mit den Opfern.« Felicitas Söhner, neue politische literatur 3/2016

»Bei der schwierigen Quellenlage – die Presse berichtete zunächst kaum und die Betreuer/-innen selbst hinterließen selten Aufzeichnungen, die in Archive gelangten oder gar publiziert wurden – ist es ein großes Verdienst der Arbeit, so viele Informationen über dieses weitgehend unbekannte zivilgesellschaftliche Engagement zusammengetragen zu haben.« Katharina Stengel, Einsicht 16, Herbst 2016
»Die Tätigkeit und die Erfahrung der Zeugenbetreuer haben, so wird dank Funkenbergs Beitrag überzeugend deutlich, wohl einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entwicklung des Opferschutzes und der Viktimologie in Deutschland beigetragen und diese Pionierarbeit der Zeugenbetreuer verdient eine deutliche Würdigung in Wissenschaft und Öffentlichkeit.« Charlotte Kitzinger, holocaustliteratur. de, Oktober 2016
»Die Untersuchung von Merle Funkenberg bewahrt die Erinnerung an die Betreuung von Opferzeugen in den NS-Verfahren nach Mitte der 1960er Jahre. Mit der ausführlichen Darstellung der zeitgeschichtlichen Umstände und der juristischen Fragen wird nachvollziehbar, warum gerade bei den Betreuern häufig eine große Unzufriedenheit mit den Urteilen bestand. Bei allen Betreuergruppen, die Merle Funkenberg in ihre Untersuchung einbezogen hat, gibt es zumindest eine wichtige Gemeinsamkeit: sie sind aus zivilgesellschaftlichem Engagement entstanden.« Peter E. Kalb, socialnet. de am 5. Juli 2016

Zeugenbetreuung von Holocaust-Überlebenden und Widerstandskämpfern bei NS-Prozessen (1964–1985)

Zeitgeschichtlicher Hintergrund und emotionales Erleben

von Merle Funkenberg
Als die Opfer des Holocaust und WiderstandskämpferInnen 1964 als Zeuginnen und Zeugen im Auschwitzprozess erstmals wieder nach Deutschland reisten, befand sich die psychologische Traumaforschung noch in ihren Anfängen. Bevor sich PsychologInnen, TherapeutInnen, JournalistInnen und JuristInnen dem Thema stellen konnten, gründete sich ein erster Betreuerkreis und leistete in Sachen Vergangenheitsbearbeitung Pionierarbeit. Trotz ihres Beitrags zu einer bundesweiten Erinnerungskultur und ihrer Leistung hinsichtlich des transnationalen Dialogs mit den Opfern führt die Zeugenbetreuung in der wissenschaftlichen Forschung noch heute ein Schattendasein.
Funkenberg befasst sich im vorliegenden Buch mit der Zeugenbetreuung bei NS-Prozessen und beleuchtet insbesondere die Motivation der Betreuerinnen und Betreuer für ihr Engagement, die emotionale Herausforderung der Betreuungsarbeit und die psychische Verfassung der OpferzeugInnen. Anhand von Interviews, Briefen und Berichten belegt sie die Einzigartigkeit der Begegnungen von ZeugenbetreuerInnen mit Holocaust-Überlebenden und WiderstandskämpferInnen.